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Wilhelm Bauer und der U-Boot-Antrieb
Der Erfinder des ersten deutschen U-Bootes, Wilhelm Bauer hat in der Zeit 1867/1868 in der Dingler’schen Maschinenfabrik zu Zweibrücken gearbeitet.
Bauer und das erste deutsche U-Boot
Der Aufenthalt des U-Boot Entwicklers Wilhelm Bauer in Zweibrücken bei der Dingler’schen Maschinenfabrik wurde um das Jahr 1939 am Werkseingang der Fabrik mit einer Bronzetafel angezeigt1).
Allerdings war Bauer nicht dort um ein U-Boot zu bauen, wie es in Zweibrücken teilweise kolportiert wird - eine urbane Legende – aber warum kam er nach Zweibrücken?
Bauer hatte bereits 1850 - deutlich vor dem Aufenthalt in Zweibrücken - sein U-Boot „Brandtaucher“, zugleich das erste deutsche U-Boot, in Kiel erprobt. Danach geht er zurück nach München und entwickelt ab 1852 das Nachfolgemodell „Küstenbrander“, der 1855/1856 in Russland gebaut wird.
Bauer ist besessen von der Idee des Unterseebootes und arbeitet vom 22.10.1867 bis zum Juli 1868 zusammen mit den Ingenieuren der Dingler’schen Maschinenfabrik in Zweibrücken an einem U-Boot-Antrieb. In einem Artikel in der „Rheinpfalz“ ist diese Episode beschrieben2), der eigentliche Grund aber, warum er ausgerechnet die Dingler’sche Maschinenfabrik aufsucht und vor Allem um welche spezielle Maschine es sich bei dem Petroleummotor handelt, sind bisher nur wenig bekannt.
Bauers U-Boot-Antriebe
Der Antrieb der Tauchboote erfolgte durch mit Menschenkraft betriebene Treträder (s. Bild3)), ein Antrieb der für die angestrebten Geschwindigkeiten über und unter Wasser unzureichend war. Bauer sucht einen Antrieb der problemlos ein- und auszuschalten ist (kein Vorheizen wie bei der Dampfmaschine), der (anders als der Gasmotor von Lenoir) nicht sehr heiß wird, sowie alle Betriebsstoffe (Kraftstoff und Sauerstoff) auch bei Tauchfahrt mitführen kann.
Er beschäftigt sich mit Antriebsmaschinen, konstruiert und führt Versuche und Experimente aus. Dies umfasst einen Raketenantrieb, die Dampf- und Pressluftmaschine, den Wasserstrahlantrieb und eine Gasmaschine, und gibt ein ziemlich umfassend Bild von seiner rastlosen Tätigkeit.
Interessanterweise berichtet Lawrenz4), dass Bauer sich 1852 beim Experimentieren mit einer Versuchsgasmaschine aufgrund einer Explosion eine zeitweilige Erblindung zugezogen habe.
In der Folge befasst Bauer sich mit einem Motor, der beim allmählichen Abbrand von Petroleum in einer Brennkammer Druck auf eine Wassersäule erzeugt und eine Turbine antreibt! Der zum Abbrand erforderliche Sauerstoff soll in Form von „Braunstein“ (ein Metalloxid) in der Brennkammer vorgehalten werden. Mehrere dieser Brennkammern wirken zusammen und erzeugen so eine kontinuierliche Energieversorgung. Mit einem solchen Antrieb kann ein U-Boot Treibstoff und Oxidationsmittel auf Tauchfahrt mitnehmen.
Eine Abschrift der Bauer’schen Beschreibung des Petroleummotors findet sich bei Lawrenz.
Bauers Episode in Zweibrücken
Bauer wird durch Vermittlung Dritter mit der Dingler’schen Maschinenfabrik in Zweibrücken in Kontakt gebracht5). Die Maschinenfabrik ist zu dieser Zeit die erste Adresse für Dampfmaschinen und die Dampfmaschine steht für die allmähliche kontrollierte Entwicklung gewaltiger Pferdestärken; vermutlich hat sich Bauer in diesem Umfeld wohler gefühlt als bei den Herstellern von Explosionskolbenmaschinen (Verbrennungskraftmaschinen).
Bauer wird in Zweibrücken herzlich willkommen geheißen und berichtet schon bald über seine Erfahrungen, so heißt es im Zweibrücker Wochenblatt vom 24. Oktober 1867 in der Rubrik Verschiedenes: “Zweibrücken, 22. Okt. Der berühmte Marine-Ingenieur Bauer ist heute dahier eingetroffen, um, wie wir hören, sich mit der Dingler’schen Maschinenfabrik behufs Erbauung eines Motors zu seiner neuesten Erfindung, Panzerschiffe unter dem Wasserspiegel zu beschießen, in’s Benehmen zu setzen.” Der Gewerbeverein Zweibrücken lädt am 17.11.1867 ein: „… Herr Submarine-Ingenieur Bauer wird nächsten Dienstag den 19. ds. Mts., Abends 8 Uhr, im Sommerlokale des Herrn Bierbrauer Diehl einen Vortrag halten. Zu recht zahlreichem Besuche werden alle Mitglieder und Freunde des Vereins hiemit eingeladen.“
Das Publikum im überfüllten Lokal ist begeistert, ganz anders sieht aber die Realität bei der Entwicklung des Petroleummotors aus.
Bauer kann zwar bei einer Vorführung mit seinem Druckapparat durch langsamen Abbrand des Petroleums einen Wasserstrahl unter Druck aufsteigen lassen, aber das eigentliche Problem ist das Austreiben der Verbrennungsgase, die oberhalb der Wassersäule stehen.
Um (große) Erfindungen erfolgreich zu machen, ist, nach dem erfinderischen Geistesblitz, ein planmäßiges, schrittweises Entwickeln notwendig. Ein Effekt der von den vor Ideen sprudelnden Erfindern regelmäßig unterschätzt wurde und wird.
Auf jeden Fall sind für den Petroleummotor weitere Versuche, Zeit und Geldmittel notwendig. Es liegt nahe, dass eine gewisse „Inkompatibilität“ zwischen dem zeitweise sprunghaften Erfinder Bauer, der permanent viele neue Ideen produzierte, und den methodisch vorgehenden Ingenieuren der Dingler’schen Maschinenfabrik bestand.
Die Möglichkeit einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Bauer zur Überwindung der noch bestehenden technischen Probleme wurde offensichtlich von der Geschäftsleitung der Maschinenfabrik als gering eingeschätzt. Zu gering um weitere Geldmittel und Zeit zu investieren, so kam das Projekt im Juli 1868 ziemlich abrupt zu seinem Ende und Bauer verlässt Zweibrücken.
Auch wenn Wilhelm Bauer für 9 Monate bei der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken gearbeitet hat, ein neues Unterseeboot ist in der Zeit nicht entstanden. Das Bild zeigt ein Modell des Kieler Brandtauchers von 1850, das am Schwarzbach in Zweibrücken aufgestellt ist6).
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