Inhaltsverzeichnis
Zwangsarbeit
(Zweibrücker Industriekultur - Gertrud Schanne-Raab, 2025)
Während des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) wurden etwa 15 Millionen Menschen aus den umkämpften Gebieten zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt. Die Zwangsrekrutierungen betrafen Männer und Frauen, alte und junge Menschen. Zur Zwangsarbeit wurden sowohl Kriegsgefangene als auch zivile Arbeitskräfte verpflichtet. Etwa 5000 dieser Menschen arbeiteten in Zweibrücken und seinem Umland. Sie stellten ein Viertel aller Beschäftigten im Bereich des Arbeitsamtes Zweibrücken.
Wann spricht man von Zwangsarbeiter oder Zwangsarbeiterin?
Wie schon der Name sagt, kamen Zwangsarbeiter nicht freiwillig nach Deutschland. Es gab zwar anfangs Bemühungen der deutschen Behörden, mit tollen Versprechungen Leute für die Arbeit im Deutschen Reich anzuwerben. Aber bald zeigte sich, dass es sich dabei um leere Worte handelte. Die Arbeitskräfte konnten ihren Arbeitsplatz nicht frei wählen oder ihn wechseln, wenn sie schlecht behandelt wurden. Sie erhielten weniger Lohn als deutsche Arbeitskräfte und mussten meist in eigenen Lagern leben. Urlaub wurde ihnen normalerweise verwehrt. Ernährung, medizinische Versorgung und Lebensbedingungen im Lager waren vor allem für Arbeitskräfte aus Osteuropa sehr schlecht.
Warum brauchte die deutsche Wirtschaft Zwangsarbeiter?
Der Wirtschaft fehlten Arbeitskräfte, da deutsche Männer Kriegsdienst leisten mussten. Zumindest zu Beginn des Krieges wollte man nicht auf die Arbeit von einheimischen Frauen zugreifen, weil dies dem nationalsozialistischen Frauenbild widersprochen hätte. Also rekrutierte man Arbeitskräfte in den besetzten Gebieten und brachte sie ins Deutsche Reich. Vor allem kriegswichtige Betriebe konnten mit Hilfe von Zwangsarbeitern und –arbeiterinnen ihre Produktion aufrechterhalten. Trotz der fehlenden Sprachkenntnisse und der unzureichenden beruflichen Qualifikationen lohnte sich für die Betriebe der Einsatz von Zwangsarbeitern, weil diese weniger Lohn erhielten als deutsche Arbeitskräfte. Man setzte Zwangsarbeiter leichter für gefährliche Arbeiten ein, denn ihr Leben galt weniger als das der Deutschen.
Was geschah mit den ehemaligen Zwangsarbeitern nach Kriegsende?
Sie wurden von den Siegermächten als „Displaced Persons“ angesehen, in eigenen Lagern erfasst und registriert mit dem Ziel, sie mit allem Nötigen zu versorgen und ihre Rückkehr in die Heimat zu organisieren. Viele kehrten noch im Jahr 1945 nach Hause zurück. Dort, wo die Siegermächte nationale Grenzen verschoben hatten, war aber eine Rückkehr nicht so einfach möglich. Die Menschen blieben teils jahrelang in verschiedenen Lagern, bis sich ihnen die Chance für eine Auswanderung nach England, USA, Kanada oder Australien bot. Diejenigen, die in Deutschland blieben, heirateten hier und gingen in der Masse der „Heimatlosen und Vertriebenen“ auf. Oft behielten sie ihren Status als Staatenlose.
Wo haben diese Männer und Frauen gearbeitet?
In Zweibrücken gab es mindestens 280 Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen für 4500 Zwangsarbeiter. Die meisten beschäftigten nur einen Mann oder eine Frau, sei als Helfer in der Landwirtschaft, im Handwerk, im Handel, im Dienstleistungsgewerbe oder in Privathaushalten.
28 Betriebe beschäftigten mehr als 10 Zwangsarbeiter*innen. Dabei handelte es sich vor allem um Betriebe der metallverarbeitenden Industrie, Bauunternehmen, staatliche Stellen und einige Handwerker und Landwirte. Die größten Arbeitgeber waren die Firmen Lanz (Erntemaschinen und Granathülsen) und Dingler (Druckkessel für U-Boote und Windkanalanlagen) mit jeweils 800 bis 900 ausländischen Arbeitskräften.
Übersicht über größere Arbeitgeber:
| Firma / Betrieb | Anzahl Zwangsarbeiter |
|---|---|
| Lanz AG, Homburgerstr. 117 u. Schillerstr. 54 | 917 |
| Dingler Werke AG, Dinglerstr. 24, 25-35 | 802 |
| Oltsch & Co., Homburgerstr. 105 | 235 |
| Pörringer & Schindler, Hofenfelsstr. 52 | 146 |
| Carl Peschke, Schillerstr. 24 | 62 |
| Roth, Heck & Schwinn, Ixheim | 56 |
| Buchholz & Co., Pirmasenserstr. 106 | 49 |
| Ludwig Wery, Kaiserstr. 58 | 12 |
| Dorndorf Schuhfabrik, Pirmasenserstr. 97 | 261 |
| Deutsche Reichsbahn, Franz v. Epp-Str. 29 | 117 |
| Stadtbauamt und Stadtwerke, Bismarckstr. 19/ Gasstr. 1 | 278 |
| Div. Arbeitsgemeinschaften (u.a. Fuhrmann, Tirpitzstr. 22) | 182 |
| Wagenbrenner Tiefbau, Sedanstr. 2 | 120 |
| Adam Fuhrmann, Bauunternehmer, Tirpitzstr. 22 | 72 |
| Gebr. Hilgert, Bauunternehmer, Lazarettstr. 18 | 69 |
| Anton Schäfer, Bauunternehmer, Niederauerbach | 62 |
| Ziegelei Weppler, Pirmasenserstr. 95 | 64 |
| Deutsche Arbeitsfront (Lagerverwaltung), Hallplatz 6 | 47 |
| Albert & Hoffmann, Bauuntern., Oselbachstr. 48 | 20 |
| Max Wolf, Bauunternehmer, Oberauerbach | 20 |
| Karl Jass, Bauunternehmer (nicht in ZW) | 15 |
| Parkbrauerei, Hofenfelsstr. 1 – 5 | 18 |
| Gebr. Häfner, Schreinerei, Himmelsbergstr. 45 | 17 |
| Modellbau Krauss, Ixheim, Lothringerstraße | 12 |
| Wahlerhof, Mittelbach | 28 |
| Herzog-Wolfgang-Stiftung, Fabrikstr. 16 | 17 |
| Glahn Rudolf, Landhandel, Pirmasenserstr. 40 | 10 |
| Ernstweilerhof, Ernstweiler | 10 |
Diskussion