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Gedenkorte

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Stolperschwelle

Zweibrücken 1940 – 1945

4349 Menschen aus ganz Europa werden nach Zweibrücken verschleppt zur Zwangsarbeit bei staatlichen Baumaßnahmen, in Industrieunternehmen und Handwerksbetrieben, bei Bauern und in Privathaushalten. Auf Grund der schlechten Lebensbedingungen, bei Arbeitsunfällen und Bombenangriffen sterben 360 Männer, Frauen und Kinder.

In Nachbarschaft zum ehemaligen Lager Ludwigschule, zu Arbeitsamt, Gerichtsgefängnis und Justizgebäude erinnert eine Stolperschwelle an Zwangsarbeiter im Dritten Reich. Sie lebten in 51 Lagern, verteilt über das ganze Stadtgebiet. Der Anblick der ausgemergelten, schlecht gekleideten Gestalten gehörte für die Bevölkerung zum Alltag.

Nach Kriegsende galten sie als „Displaced Persons“. Viele kehrten in ihre Heimat zurück. Andere wanderten aus, manche blieben hier.

Zweibrücken 1940 – 1945

4,349 people from all parts of Europe were deported to Zweibrücken to do forced labor on public construction projects, in big companies and small workshops, on local farms, and in private households. Due to poor living conditions, accidents at work, and bombing raids, 360 men, women, and children died.

Near the former camp “Ludwigschule”, the employment office, the court prison and the courthouse, a threshold commemorates the forced laborers during the Third Reich. They lived in 51 camps spread throughout the city. To the local population the sight of these emaciated, poorly dressed characters was part of everyday life.

After the war they were considered “Displaced Persons”. Many returned to their home countries. Some migrated to other countries and some stayed here.

Zweibrücken 1940 – 1945

4349 personnes originaires de toute l´Europe ont été déportées à Zweibrücken pour exécuter des travaux forcés sur des chantiers de construction publics, dans l´industrie, l´artisanat, l´agriculture et chez des particuliers. 360 hommes, femmes et enfants sont morts suite aux mauvaises conditions de vie, aux accidents du travail et aux bombardements.

Près de l´ancien camp de la « Ludwigschule », de l´agence pour l´emploi, de la prison du tribunal et du palais de justice, un seuil de la mémoire rappelle le destin des travailleurs forcés pendant le Troisième Reich. Ils vivaient dans 51 camps dispersés sur tout le territoire communal. La vue des silhouettes décharnées en guenilles faisait partie du quotidien de la population.

Après la guerre, ils furent considérés comme des « Personnes Déplacées ». Beaucoup retournèrent dans leur pays. D´autres émigrèrent ou restèrent sur place.

Gertrud Schanne-Raab 2025/09/01 22:00

Feldkreuz am Triftweg

Wenn man auf der Höhe über Bubenhausen vom Waldfriedhof nach Süden zum Trifthof spaziert, trifft man auf ein Feldkreuz mit der Inschrift „Herr gib uns deinen Segen“ und der Jahreszahl „1951“. Errichtet wurde dieses Kreuz von dem ehemaligen Zwangsarbeiter Wladislaus Dumasniuk als Zeichen des Dankes, dass er den zweiten Weltkrieg überlebt hat.

Wer war Wladislaus?

Wladislaus stammte aus Turylcze (Galizien), das damals zu Polen gehörte. Er wurde als 20jähriger junger Mann zwangsverpflichtet und 1941 zur Arbeit nach Zweibrücken geschickt. Zunächst arbeitete er bei der Firma Dingler, ehe er 1943 dem Bauern Heinrich Hafner aus Ixheim als Landarbeiter zugewiesen wurde. Der alte Bauer brauchte einen Helfer für die Landwirtschaft und fand ihn in dem jungen Wladislaus. Der junge Mann erwies sich als guter Arbeiter und wurde von der Familie des Bauern freundlich aufgenommen.

Warum blieb Wladislaus in Zweibrücken?

Nach Kriegsende sollte er in seine Heimat, die inzwischen zur Sowjetunion gehörte, zurückkehren. Er fürchtete jedoch, dass er ebenso wie seine Familie nach Sibirien deportiert werden könnte und zog es vor, in Deutschland zu bleiben. Nach dem Tod des alten Bauern kümmerte er sich weiter um die kleine Landwirtschaft, während die Frauen des Hauses ein Handarbeitsgeschäft in der Stadt betrieben. Einige Jahre nach Kriegsende heiratete er eine der Töchter des Hauses. „Waldi“, wie er in Ixheim genannt wurde, war ein sehr lebensbejahender Mensch und aktiv in das Leben der katholischen Gemeinde eingebunden. 1951 halfen ihm seine Freunde aus der Kolpingjugend, das Feldkreuz, das er in mühevoller Handarbeit gefertigt hat, auf der gegenüberliegenden Talseite, wo es von Ixheim aus gut zu sehen ist, aufzustellen.

Wladislaus starb 1972 und wurde als Walter Hafner-Dumaniuk im Grab der Familie Hafner beigesetzt.

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Der alte jüdische Friedhof und die Zwangsarbeiter

Im 19. Jahrhundert gab es eine große jüdische Gemeinde in Zweibrücken. Wie es damals üblich war, bestattete sie ihre Toten auf einem Friedhof außerhalb der Stadt auf dem Ölkorb oberhalb von Bubenhausen. 1870 wurde dieser Friedhof wegen Überfüllung geschlossen. Nach jüdischer Vorstellung ruhen die Toten bis zu ihrer Auferstehung am Jüngsten Tag in ihren Gräbern. Um die Totenruhe nicht zu stören, dürfen Grabstellen nicht neu belegt werden oder anderweitig überbaut werden. Als neuen Friedhof bekam die Gemeinde einen Teil des heutigen Hauptfriedhofes zwischen Oselbachstraße und Vogelgesangstraße zugewiesen.

Warum wurden Zwangsarbeiter auf dem alten jüdischen Friedhof bestattet?

Nachdem die letzten jüdischen Einwohner aus der Stadt vertrieben worden waren, wachte niemand mehr über die Einhaltung jüdischer Totenrituale. Auf dem abgelegenen Friedhof wurden 53 Strafgefangene und Zwangsarbeiter beerdigt, von denen die meisten aus Polen und Russland stammten. Die Bevölkerung sollte von den Todesfällen möglichst nichts mitbekommen und keine unangenehmen Fragen stellen. Gleichzeitig zeigten die Machthaber ihre Verachtung für Juden und jüdische Gebräuche, indem sie die jüdische Totenruhe durch die Bestattung von Gefangenen und Zwangsarbeitern störten.

In gleicher Weise wurden auch jüdische Gräber auf dem Hauptfriedhof geschändet.

Gräberfeld auf dem Hauptfriedhof

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Wenn man den Zweibrücker Hauptfriedhof durch den Haupteingang an der Vogelgesangstraße betritt, sieht man auf der linken Seite viele Gräber von Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg. Hinter diesem Gräberfeld, nahe der westlichen Friedhofsmauer stößt man auf eine Marmorplatte mit 80 Namensfeldern von Strafgefangenen und anderen Zwangsarbeitern, die zwischen 1941 und 1945 in Zweibrücken gestorben sind.

Tatsächlich starben im Laufe des Krieges viel mehr Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, nämlich insgesamt 360. Die meisten von ihnen waren aus Polen, Russland oder der Ukraine zur Arbeit nach Zweibrücken verschleppt worden. Es gab auch Tote unter West- und Südeuropäern, jedoch in geringerer Zahl als unter den Ostarbeitern.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bemühten sich viele Länder, ihre Toten entweder in die Heimat zurückzuholen oder an zentralen Orten zu bestatten, um ein angemessenes Totengedenken zu ermöglichen. So wurden auch in Zweibrücken viele Gebeine exhumiert und auf zentrale Friedhöfe umgebettet. Nur die verbliebenen Toten, auf die niemand einen Anspruch erhob, wurden aus ihren ursprünglichen Gräbern - sei es auf dem alten jüdischen Friedhof in Bubenhausen, dem kleinen Friedhof im Wolfsloch, dem Friedhof in Ernstweiler oder an anderer Stelle auf dem Hauptfriedhof - in dieses Gräberfeld umgebettet.

Dieser schlichte Gedenkstein soll die Besucher nicht nur an die 80 toten Zwangsarbeiter, die hier begraben sind, sondern an alle 360 Männer und Frauen erinnern, die die Zeit der Zwangsarbeit in Zweibrücken nicht überlebt haben.

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wiki/gedenkorte.1757520986.txt.gz · Zuletzt geändert: 2025/09/10 18:16 von dirk.hallanzy

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