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wiki:druckerpressen

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 +====== Druckerpressen von Dingler ======
 +
 +//(Zweibrücker Industriekultur - Klaus Meissner - August 2025)//
 +
 +[[wpde>Christian Dingler|Christian Dingler]] (1802 - 1858) gründet 1827 seine mechanische Werkstatt in Zweibrücken. Offensichtlich angeregt durch den Zweibrücker Drucker Georg Ritter (s.u.) beginnt er recht bald mit dem Bau von Druckerpressen. Die dabei erworbenen Fähigkeiten sind neben seinem Unternehmergeist die Basis für den Aufbau eines Unternehmens von Weltgeltung.
 +
 +Die Zahl der verschiedenen Typen von Druckerpressen, die von Christian Dingler und später auch von den Dinglerwerken gebaut wurden ist bemerkenswert. Es finden sich eine große Zahl manueller [[wpde>Tiegeldruckpresse|Tiegelpressen]] (aka [[wpde>Handpresse|Handpresse]]), sowie [[wpde>Schnellpresse|Schnellpressen]] bis hin zu einer Offsett-Bogendruckmaschine.
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 +===== Tiegelpressen von Dingler =====
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 +Eine Tiegelpresse erzeugt den Abdruck durch das Pressen des Tiegels (ebene Platte) i.d.R von oben gegen die Form (die gesetzten Buchstaben) auf dem Fundament (aka Karren), es drücken also zwei ebene Flächen gegeneinander. Dabei können die Platten senkrecht zueinander bewegt werden (also die gesamte Zeit parallel zu einander stehen) oder wie ein Scharnier zuklappen und erst im Moment der Berührung genau parallel zueinander stehen (sogenannte Klapptiegel, z.B. der [[wpde>Original_Heidelberger_Tiegel|Original Heidelberger Tiegel]]). Dingler hat, soweit derzeit bekannt, keine Klapptiegel gebaut, sondern nur manuell betätigte Tiegelpressen und einige Schnellpressen hergestellt.
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 +In Veröffentlichungen werden teilweise die verschiedenen Typen von Pressen verwechselt!
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 +Alle von Dingler gebauten Pressen sind Dingler'sche Pressen, aber "Dinglerpresse" bezeichnet genau genommen nur eine spezielle Bauform. Ähnlich ist es mit der Zweibrücker Presse, auch wenn alle Dingler'schen Pressen in Zweibrücken produziert wurden, ist die Zweibrücker Presse eine ganz bestimmte Bauform. Unterscheiden lassen sich die Bauformen anhand des Mechanismus, der die Bewegung des Tiegels erzeugt. Dingler hat folgende Typen von manuellen Tiegelpressen hergestellt:
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 +  * [[wiki:stanhope_presse_von_wirth|Stanhope Presse]] - Schraubenspindel mit vorgeschaltetem Hebelwerk
 +  * [[Columbia Presse|Columbia Presse]] - zusammengesetzte Hebel
 +  * [[Cogger Presse|Cogger Presse]] - Keil mit veränderlicher Steigung
 +  * Ruggle Presse - kleine Presse mit einfachem Hebel
 +  * [[Hagar Presse|Hagar Presse]] - Kniehebel Presse
 +  * Zweibrücker Presse - doppelte Torsions-Kniehebel Presse (sozusagen Medhurst *2)
 +  * [[Dinglerpresse|Dinglerpresse]] - Kniehebel Presse optimiert (wie Washington Presse oder Münzpresse von Ulhorn)
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 +Ob Dingler eine [[Medhurst Presse|Medhurst Presse]] (einfacher Torsions-Kniehebel) als Vorläufer seiner Zweibrücker Presse gebaut hat ist noch zu klären.
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 +Die große Vielfalt der Typen von manuellen Tiegelpressen erklärt sich aus Dinglers Vorgehensweise - zunächst das Kopieren bzw. Adaptieren einer bekannten Lösung, die dann Schritt für Schritt verbessert wird. Gleichzeitig sucht er nach dem Mechanismus mit der höchsten Wirksamkeit, also dem Mechanismus der die Handkraft des Druckers am Besten verstärkt. Kopieren und Nachahmen waren zu Dinglers Zeiten kein Problem, da ein [[wpde>Patentgesetz_(Deutschland)|Patentgesetz]] in Deutschland erst 1877 in Kraft trat. Dinglers Entwicklung von Tiegelpressen geht dabei von einer schweren eisernen Presse deren Rahmen aus einem Stück besteht (Stanhope), zu Pressen mit optimierten und zerlegbaren Rahmen (Hagar, Zweibrücker, Dingler). Gleichzeitig werden die Mechanismen immer effizienter, so können die Pressen leichter werden und ihre Zerlegbarkeit optimiert Herstellung und Transport.
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 +===== Schnellpressen von Dingler =====
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 +:!: in Entwicklung :!:
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 +===== Warum baut Dingler Druckerpressen =====
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 +Auslöser für den Bau von Tiegeldruckpressen war der potentielle sich eröffnende Markt und der Zweibrücker Drucker [[wpde>Georg_Ritter_(Verleger)|Georg Ritter]] (1795 - 1854), der Schwiegervater von Dingler (weitere Details zu [[georg_ritter|Georg Ritter]]). Ritter stellte verschiedenste Drucksachen in höchster Qualität her((
 +Ludwig Molitor, //Georg Ritter, ein Lebensumriss// (Zweibrücken, 1890), S.16f
 +)). Er verwendete dabei seit 1823 das Verfahren der [[wpde>Stereotypie_(Buchdruck)|Stereotypie]] nach [[wpde>Charles_Stanhope,_3._Earl_Stanhope|Charles Stanhope]]. Dabei wird ein Nachguss des gesetzten Druckbildes aus Einzelbuchstaben mittels einer Gipsmatrize als __eine Platte__ aus Letternblei erstellt. Ritter brachte es in dieser Technik zu einer wahren Meisterschaft.
 +
 +Er druckte mit dieser Technik unter anderem das neue Gesangbuch der protestantischen  Kirche der Pfalz (1.te Auflage 1823 mit ca. 30.000 Exemplaren). Da lag es für Ritter nahe für die zweite Auflage auch die passende eiserne [[wpde>Stanhope-Presse|Stanhope Presse]] zu verwenden, um "im doppelten Format" zu drucken((
 + Molitor, a.a.O., S.11
 +)).
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 +Ob diese Stanhope Presse zugekauft wurde oder bereits ein Nachbau durch Dingler war ist nicht bekannt. Bereits im April 1829((
 + Christian Carl André, //Hesperus// //encyclopädische Zeitschrift für gebildete Leser, //Heft 112 vom 11.05.1829, S.445f., (Cotta, Augsburg, 1829)
 +)) betreibt Ritter zwei eiserne [[wiki:stanhope_presse_von_wirth|Stanhope Pressen]] die Dingler für ihn gebaut hat. Von den ersten Pressen die Dingler gebaut hat, ist die [[wiki:stanhope_presse_von_wirth|Stanhope Presse von Wirth]] in Homburg (Saar) erhalten.
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